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OUM SHATT
Vor sechs Jahren veröffentlichte Oum Shatt ein vielgelobtes Debütalbum, das von der Song des Jahres - Auszeichnung bei Radio Eins für „Gold To Straw“ und im TAZ Popblog für „Power To The Women Of The Morning Shift“, einem Feature auf BBC bis zu umjubelten Auftritten bei South By Southwest in den USA, dem französischen Transmusicales Festival oder dem Electric Picnic in Irland führte.
Nun kehrt die in Berlin ansässige Band - bestehend aus Sänger und Songschreiber Jonas Popper, Gründungsmitglied Chris Imler am Schlagzeug, Gitarrist Richard Murphy und Rémi Letournelle an Bass und Synthesizer - mit einem Zweitwerk zurück, das ihr Debüt sogar noch übertrifft. Wo Oum Shatt dort amerikanischen Surf mit griechischer Rembetika-Musik, No Wave und orientalischen Einflüssen zusammenführte, fächern sie ihren Sound hier noch weiter auf: Zwar erkennt man den klassischen Oum-Shatt-Klang mit phrygischer Tonleiter gleich in „Over the World and Out“ wieder, doch finden sich darüber hinaus so gegensätzliche Lieder wie der verstrahlte Singer/Songwriter-Chanson „Madame LeSoleil Levant“, das entrückt-ekstatische „Play!“, das von kantigen Drums dominierte „Off to St. Pete“ oder das hypnotisch-tanzbare „Love the Way She Stands“. Das bedeutet aber kein musikalisches Schweifen und sich Im-Nichts-Verlieren, sondern wird von der Band entschlackt und auf den Punkt eingespielt.
Die verzahnten, zirkulären Single-Note-Gitarren, der Mantra hafte Bariton in Verbindung mit repetitiven Background Chören und die sehr eigene, wilde perkussive Ästhetik verleihen dem Album ein mystisches, bisweilen psychedelisches Klangbild.
Nie bleibt Oum Shatt bei einer Referenz stehen, sondern sieht diese nur als Startpunkt, um damit eine eigene Welt zu bauen. Jonas Poppes oft doppelbödige, zuweilen sarkastische Texte thematisieren die Frage nach der Verwirklichung von Idealen („I would have quit my job, if I ever had one“) oder dem Scheitern daran genauso wie die Liebe und den Wohnungsmarkt, Politik, Kunstfreiheit und Machtstrukturen. Ein wiederkehrendes Motiv ist eine fiktive „Zwischenwelt“, in der - ausgelöst durch eine Feedbackschleife zwischen Außen- und Innenwelt des lyrischen Ich - eine mystische Hyperrealität entsteht: „I found something in between signing and resigning – the bliss of imponderability“.
Das Resultat ist eine Platte, die trotz ihrer vielen obskuren Einflüsse völlig eigen ist.
Christian Ihle, taz
Alle Daten
- 9. August 2024 20:30